Du bist eine „Ja“-Person. Oft sagst du „JA“, obwohl du „NEIN“ meinst und ein „NEIN“ die richtige Antwort wäre. Du möchtest andere Personen nicht verletzen, enttäuschen oder du kannst einfach nicht NEIN sagen, weil dich die Schuldgefühle plagen. Ein „JA“ ist dann die einzige Option für dich.
Vielleicht wirst du gebeten, eine Party für deinen Chef zu organisieren, was einfach nicht dein Ding ist. Vielleicht möchte dein Partner mit all seinen Freunden in den Urlaub fahren, während du eigentlich mit ihm verreisen möchtest. Deine besten Freunde wollen sich wieder einmal Geld von dir leihen.
Was auch immer es ist, in diesem Beitrag zeige ich dir einige Möglichkeiten und Übungen, wie du häufiger NEIN sagst. Ganz ohne dich dabei schuldig zu fühlen oder dich zu entschuldigen!
Einen Gefallen ablehnen, kann sich auf Dauer für dich lohnen. Lerne in diesen Übungen, wie du nein sagen kannst. Dadurch schaffst du dir mehr Zeit für deine eigenen Bedürfnisse und Aufgaben. Diese 7 Tipps und Übungen helfen dir dabei.
Warum sagen wir so häufig JA?
Unsere Tage sind oft bis zum Rand gefüllt. Arbeit, Sport, Kinder, Meditation, Familie, Hobbys, Arztbesuche, Ämter und vieles mehr verteilt sich über den ganzen Tag. Trotzdem sagen wir immer wieder JA und bürgen uns noch mehr Aufgaben auf.
Oft sagen wir nur zu den Dingen JA, weil wir die Aufgaben spannend und abwechslungsreich finden. Sie fordern uns heraus oder müssen einfach erledigt werden.
Häufig fühlen wir uns von der Anfrage beflügelt und freuen uns, mit Elan und Freude an die Aufgabe zugehen.
Es gibt jedoch auch Momente, in denen wir nur aus reiner Höflichkeit JA sagen. Wir wollen die andere Person nicht enttäuschen oder vor den Kopf stoßen. Wir sind an Harmonie bedacht und sagen lieber JA, als dass wir uns mit den Konsequenzen eines NEINS beschäftigen.
Manchmal sagen wir auch einfach nur JA, weil wir JA sagen wollen. Mit der Zeit und der Gewohnheit fällt es uns schwer NEIN zu sagen. Oft sagen wir auch JA, weil es bei uns ein gutes Gefühl hinterlässt. Es kann schön und erfüllend sein, anderen Menschen etwas Gutes zu tun und jemanden einen Gefallen zu erfüllen.
Wann wird das JA zu einem Problem?
Das JA sagen kann nicht nur erfüllend sein, ein JA kann auch zu einem Problem werden. Ein JA wird dann zum Problem, wenn wir dabei zu kurz kommen. Wenn die eigenen Bedürfnisse und Aufgaben hinten anstehen müssen, dann kann das JA zu einer Last werden und uns geistig und körperlich stark beeinträchtigen.
Es wird auch zum Problem, wenn unsere persönlichen Auszeiten und Hobbys hinten herunterfallen und wir uns nur noch um andere und deren Bedürfnisse und Aufgaben kümmern.
Neben unseren Bedürfnissen können noch weitere Probleme auftreten. Wenn wir immer nur aus Höflichkeit JA sagen und eigentlich ein NEIN meinen, dann kann sich das auch auf unsere Handlungen auswirken. Wir sind nicht mehr voll bei der Sache, geben nicht 100 Prozent, sind nicht freundlich und mit Spaß bei der Sache. Schnell schleichen sich auch Fehler ein. Das kann sich negativ auf die Freundschaft und auf unsere Außendarstellung auswirken.
„Oft ist ein JA schädlicher als ein NEIN“
Häufig JA zusagen kostet dich:
- Viel Kraft und Energie
- Viel Zeit für eigene Projekte und Interessen
- Mehr Stress durch zusätzliche Aufgaben
- Das Gefühl ausgenutzt zu werden
Was du dagegen tun kannst, erfährst du in den folgenden 7 Tipps und Übungen, um endlich NEIN zu sagen.
7 Tipps und Übungen, um endlich NEIN zu sagen
Das NEIN sagen gelingt nicht sofort. Übe es daher erst mal in kleinen und alltäglichen Situationen. Das kann an der Kasse im Supermarkt sein: „Möchten Sie einen Bon? NEIN, danke.“ Oder auch bei der Arbeit: „Kannst du bitte den Ausdruck aus dem Drucker holen? Nein, ich muss gerade etwas anderes erledigen.“ Situationen gibt es viele und häufig bekommen wir auch nicht alle Anfragen mit. Vieles läuft bei uns schon völlig automatisiert und unbewusst ab.
Schauen wir uns nun die 7 Tipps im Detail an.
#1 Achtsamkeit
Achte darauf, warum du in diesem Moment JA sagst, obwohl du es lieber nicht machen würdest. Liegt es an der fragenden Person? An der zu erledigenden Aufgabe? An der richtigen Kommunikation? Jeder Mensch hat bestimmte Auslöser, die uns zu einem JA verleiten. Lass uns diesen auf den Grund gehen.
Was meine ich damit?
Person: Gibt es eine spezielle Person, bei der du einfach nicht ablehnen kannst oder willst? Und warum ist es so? Hast du Angst, sie zu verletzen? Zu kränken oder die Erwartungen nicht zu erfüllen? Aber ist es wirklich so oder nutzt diese Person dieses Wissen vielleicht sogar aus?
Aufgabe: Ist es eine Aufgabe, bei der du überzeugt bist, dass nur du sie erledigen kannst? Ohne dich würde es nicht funktionieren? Oder einer muss es tun und eine andere Person findet sich dafür nicht? Häufig sind wir davon überzeugt, dass nur wir diese Aufgabe perfekt meistern können. Doch die Realität ist dann doch eine andere. Überlege dir einmal, ob deine Rolle bei der Anfrage wirklich so wichtig ist und ob die Aufgabe nicht auch jemand anderes erledigen kann.
Kommunikation: Wie wirst du zu der Frage hingeleitet? Macht man dir Komplimente, wirst du und deine Leistungen gelobt? Oder redet dir die Person ein schlechtes Gewissen ein?
Gehe kurz in dich und denke einmal über die letzten Gefallen nach, bei denen du JA gesagt hast, obwohl du vielleicht lieber NEIN gesagt hättest. Und überlege, welche Auslöser es für dieses JA gegeben hat. Wenn du diese Auslöser identifiziert hast, kannst du bei zukünftigen Anfragen viel besser reagieren. Du weißt jetzt, auf welche Auslöser du mit einem JA reagierst. Nun musst du nur noch dieses Wissen nutzen und vorher abwägen, ob es wirklich keine Alternative gibt oder ob du nur wegen des Auslösers JA sagen möchtest. Wenn du diese Erkenntnis gewonnen hast und die Aufgabe nicht erledigen willst, kannst du jetzt viel einfacher NEIN sagen, da dir die Auslöser dafür bekannt sind.
#2 Aufschieben
Eine weitere gute Taktik, um NEIN zu sagen, ist das Aufschieben oder Vertrösten. Hierbei gewinnen wir Zeit zum Reagieren und wir lassen uns nicht überrumpeln.
So kannst du das einfach umsetzen: Wenn dich wieder jemand fragt: „Kannst du das bitte für mich machen?“ Dann nutze jetzt die Aufschiebe-Taktik und sage: „Kleinen Moment, ich glaube, da habe ich ein Termin, ich muss erst mal in meinem Terminkalender nachschauen.“ Das gibt dir einen Moment Luft, um über die Anfrage nachzudenken und für dich zu prüfen, ob du es wirklich machen möchtest oder lieber NEIN sagen solltest. Du kannst auch die Zeit nutzen, um zu schauen, ob ein Auslöser für das JA aktiviert wurde und ob du es wirklich möchtest.
Wenn du angerufen wirst, kannst du die gleiche Taktik anwenden und dem Anrufer anbieten, dass du es prüfst und in 30 Minuten zurückrufst. Das gibt dir wieder genug Zeit, um zu reagieren. Ruf nach diesen 30 Minuten aber auch wirklich zurück. Hier kannst du dann deine Entscheidung mitteilen. Hast du dich für ein NEIN entschieden, kannst du folgende Formulierung verwenden: „Tut mir leid, aber dieses Mal geht es leider nicht.“ Sage es ausdrucksstark und vermeide weitere Erklärungen. Es bedarf keiner Rechtfertigung. Du kannst oder möchtest einfach nicht.
#3 Grundsätze
Nutze für ein NEIN einfach eine Grundsatzentscheidung.
Du wirst gefragt, ob du Mittwochabend aushelfen kannst? Deine Antwort könnte so aussehen: „NEIN, Mittwochabend bin ich prinzipiell immer beim Bowling.“ (Sport oder was auch immer du so machst). Es sollte aber immer authentisch sein. Menschen, die dich kennen, merken schnell, wenn du dir nur eine Ausrede einfallen lässt.
Jemand möchte sich dein Auto / Fahrrad oder Geld leihen? Du könntest antworten: „NEIN, ich verleihe grundsätzlich kein Auto / Fahrrad oder Geld.“ Da du es grundsätzlich so machst, gibt es keine Argumente dagegen und das Thema sollte durch sein.
Jemand fragt dich, ob du Samstag mit zum Tanzen gehst? Deine Antwort lautet: „NEIN, Samstag verbringe ich grundsätzlich Zeit mit meiner Familie.“ Auch hier ist die Antwort klar und nachvollziehbar. Es gibt keine Argumente, die dich jetzt noch überzeugen können, vorausgesetzt du möchtest es wirklich nicht.
Grundsatzentscheidungen werden häufig einfach angenommen und nur selten infrage gestellt. Das macht diese so wirksam und befreit dich vor unangenehmen Situationen.
#4 Ehrlichkeit
Ich bin ein großer Fan von Ehrlichkeit. Das verwende ich auch beim NEIN sagen. Wenn ich keine Zeit oder Lust habe, eine Aufgabe zu erledigen oder ich einfach etwas anderes tun möchte, dann bin ich offen und ehrlich und teile das meinem Gegenüber auch so mit.
Viele Menschen schätzen diese Ehrlichkeit und können es auch häufig nachvollziehen. Solltest du Gründe wie Unlust nennen, musst du aber damit rechnen, dass die andere Person das nicht sofort akzeptiert und versucht, dich noch umzustimmen. Hier musst du dann zu deiner Aussage stehen und bei einem NEIN bleiben. Solltest du einknicken, wirst du es bei dieser Person auch in Zukunft schwer haben NEIN zu sagen und auch dabei zu bleiben. Dennoch ist Ehrlichkeit einer der besten Instrumente für ein NEIN.
#5 Ignorieren
Versuche Fragen zu ignorieren oder dich dumm zu stellen. Häufig werden Fragen indirekt verpackt. Ignoriere es einfach und gehe nicht weiter darauf ein. Eine Frage ist erst dann eine Frage, wenn sie direkt formuliert ist. Lass dich also nicht auf vage Versuche ein und warte auf eine direkte Frage oder Aufgabe. Oft werden dir Fragen oder eine Bitte für einen Gefallen nur indirekt gestellt und du neigst dazu, die Sachen von dir aus anzugehen. Das könnte wie folgt aussehen:
„Mensch Ronny, ich komme mit meiner Webseite einfach nicht weiter. Du hast doch Ahnung davon.“
In dieser Kommunikation steckt noch keine direkte Frage. Wenn ich jetzt antworte: „Klar, wie kann ich dir helfen?“ dann habe ich direkt schon JA gesagt und die Tür für eine Menge an Fragen geöffnet. Ohne dass es hier eine direkte Frage mit einer Bitte gegeben hat und ich bin mindestens für die nächsten 30 Minuten mit dem Thema beschäftigt.
In dieser Situation hast du aber noch die zwei Möglichkeiten „ignorieren“ und „dumm stellen“. Beim Ignorieren gehst du erst gar nicht auf die Sache ein. Entweder schweigst du oder du wechselt auf ein anderes Thema. Der Gegenpart hat dann die Möglichkeit es sein zu lassen oder eine klare Frage oder Bitte zu formulieren. Wenn die Frage dann direkt gestellt wurde, weißt du explizit, worum es geht und ob du unterstützt oder eben nicht.
Du kannst dich aber auch dumm stellen und damit das Thema umschiffen. Die Antwort auf die oben genannte Situation könnte dann wie folgt lauten. „Ich habe zwar schon mal etwas mit Webseiten zu tun gehabt, aber für mich ist das auch ein Buch mit sieben Siegeln und ich musste mich da mit viel Aufwand durchkämpfen“.
Beim Dumm stellen solltest du aber eins beachten. Bewege dich hier so nah wie möglich an der Wahrheit. Wenn du bereits zehn Webseiten gebaut und davor immer mit deinen Fähigkeiten geprahlt hast, wird dein Dumm stellen sofort auffallen. Du bekommst dann den Ruf des Lügners weg. Hier ist also immer Vorsicht geboten.
Dumm Stellen funktioniert hervorragend, sollte aber wirklich nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen und immer so nah wie möglich an der Wahrheit sein.
#6 Einfühlsam
„Wie es in den Wald schallt, so schallt es auch heraus“. Dieses großartige Sprichwort trifft auch auf das NEIN sagen zu. Sei behutsam und wende das NEIN sanft und einfühlsam an. Je aggressiver du dein NEIN vertrittst, umso mehr musst du mit hartnäckigen Diskussionen und Auseinandersetzungen rechnen.
Sei stets freundlich und bestimmt. Wenn nachfragen zur Absage kommen, kannst du diese gerne begründen. Doch halte dich auch hier kurz und prägnant. Oft sehen andere Menschen das NEIN in ihrer Person begründet. Wenn das nicht der Fall ist, dann versuche es dem Anderen auch so rüberzubringen. Oft hilft es dabei, das NEIN zu akzeptieren.
Was noch gut funktioniert ist, sich für die Anfrage / Aufgabe zu bedanken. Die andere Person sieht viel Potenzial in dir und traut dir Aufgaben zu. Bedanke dich dafür und lehne dann aber mit einem NEIN ab. Ein Beispiel könnte wie folgt aussehen: Frage „Kannst du mir mit meinem Fahrrad helfen, es hat einen Platten.“ – Antwort „Schön, dass du mir das zutraust, leider kann ich das nicht und wäre dir keine große Hilfe dabei“ – Gegenangebot „Frag doch mal Adam, er kommt regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit, er kann dir bestimmt weiterhelfen“.
Bei diesem Beispiel hat der Gegenpart keine andere Chance, als das NEIN zu akzeptieren. Kleiner Bonus, ich habe hier gleichzeitig noch ein Gegenangebot eingebaut. Das macht die Situation noch leichter und du warst am Ende doch noch eine Hilfe. Das wäre der optimale Fall.
#7 Konsequenzen
Sobald dich jemand um einen Gefallen bittet, kannst du für dich auch die Konsequenzen abwägen und auf dessen Grundlage eine Entscheidung treffen. Stell dir immer zuerst die Frage: „Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn ich jetzt NEIN sage“. Du wirst sehen, häufig sind die Konsequenzen sehr gering oder auch gar nicht vorhanden.
Bei diesen Konsequenzen solltest du aber vorsichtig sein und überlegen, ob hier ein NEIN wirklich sinnvoll ist:
- Wenn die Gesundheit oder das Leben anderer Personen und Lebewesen in Gefahr ist
- Wenn die Freundschaft oder die Beziehung darunter leiden könnte
- Wenn es rechtliche Konsequenzen hat
- Wenn dein Arbeitsplatz oder deine Lebensqualität bedroht wird
- Wenn erheblicher Schaden zu befürchten ist
Hierbei handelt es sich aber um wirklich extreme Konsequenzen. Häufig passiert bei einem NEIN rein gar nichts. Dieser 7. Tipp lässt sich auch perfekt mit dem Aufschieben kombinieren. Hierbei bekommst du genügend Zeit, die Konsequenzen detailliert zu bedenken und für dich abzuwägen.
Bonus Tipp Challenge: Starte eine Challenge und lerne NEIN zu sagen. Sage eine Woche lang zu jeder Frage einfach NEIN. Wäge aber vorher die Konsequenzen ab. Sollte sich das NEIN negativ auf deine Arbeit, Leben oder Freundschaften auswirken, dann sieh davon ab. Steht aber nichts auf dem Spiel und das NEIN hat keine Konsequenzen, dann setze es ein. Du wirst sehen, je öfter du NEIN sagst, umso leichter wird es dir fallen und du wirst auch in der Zukunft häufiger NEIN sagen.
Fazit – NEIN sagen lernen
Glückwunsch, mach aus einem JA ein NEIN
Mit diesen 7 Tipps und Übungen wird es dir jetzt leichter fallen einfach einmal NEIN zu sagen. Nutze diese Tipps und Techniken und wende diese je nach Bedarf an. So lernst du „NEIN“ sagen. Doch wie geht es dann weiter?
Du hast es geschafft, dein erstes NEIN! Nimm dir am Ende eines Tages, an dem du erfolgreich „Nein“ gesagt hast, einen Moment Zeit, um dir selbst auf die Schulter zu klopfen oder dir selbst ein High-Five zu geben. Feier diese kleinen Momente und genieße deine Erfolge. Belohne dich mit etwas Schönem oder genieße die zusätzliche Zeit, mit den Menschen, die dir guttun. Das gibt dir ein gutes Gefühl und motiviert dich für den nächsten Tag.
Stell dir am besten eine Regel auf: Sage ab sofort nicht mehr „JA“, wenn du eigentlich „NEIN“ sagen möchtest. Verbanne die Angst vor negativen Konsequenzen und sei ganz ruhig! Liebe und Akzeptanz von anderen Menschen ist nicht von einem JA abhängig. Und sage niemals JA, bevor dein Gegenüber dir keine Frage gestellt hat.